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Massnahmenpaket zur Stärkung der Höheren Berufsbildung

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Massnahmenpaket zur Stärkung der Höheren Berufsbildung

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AIS hat im Rahmen der Vernehmlassung zur Stärkung der Höheren Berufsbildung Stellung genommen.

Der nationale Dachverband der sozialen und beruflichen Integration begrüsst generell die Änderungen des Berufsbildungsgesetzes (BBG) sowie der Berufsbildungsverordnung (BBV).

Die AIS begrüsst mit Vorbehalten die Initiative zur Flexibilisierung des Weiterbildungsangebots der höheren Fachschulen (Nachdiplomstudien NDS HF). Die Vorbehalte beziehen sich auf das Regelwerk, um die Qualität und Gerechtigkeit des Bildungssystems zu gewährleisten. Es wurden Empfehlungen formuliert, um die festgestellten Probleme zu lösen.

Zur Stellungnahme

Keine Sparmassnahmen bei der Eingliederung

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Keine Sparmassnahmen bei der Eingliederung

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Der Bundesrat diskutiert Sparmassnahmen, basierend auf dem Bericht der Expertengruppe unter der Leitung von S. Gaillard.

Der Bereich der beruflichen Eingliederung ist vor allem in zwei Punkten betroffen: Die Verkürzung der Abgeltungspflicht für Integrationspolitik auf 4 Jahre und die Kürzungen im Weiterbildungsbereich.

  • Begrenzung der in der Integrationsagenda definierten Entschädigungspflicht für Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen auf vier statt fünf oder sieben Jahre1. Die zeitliche Verkürzung dieser Eingliederungsmassnahmen wäre mit zusätzlichen Kosten für die Kantone und Gemeinden verbunden. Es gibt keine Garantie, dass diese Erhöhungen auf kantonaler und kommunaler Ebene kompensiert werden können.

Wir befürchten, dass diese Sparmassnahme mit einer verkürzten Arbeitsintegration auf drei Jahre eine kurzfristige Sicht der beruflichen Eingliederung fördert, ohne die mittel- und langfristige Wirkung eines soliden beruflichen Projekts, eben so wenig wie die Realität von Organisationen der Arbeitsintegration, in Betracht zieht.

  • Abschaffung der Förderartikel des Weiterbildungsgesetz (WeBiG), die derzeit die Grundkompetenzen finanziert. Der Erwerb von Grundkompetenzen ist eine grundlegende Voraussetzung für die berufliche Eingliederung und die Weiterbeschäftigung von Personen. In diesem Bereich zu sparen bedeutet, die Eingliederung einer bereits geschwächten Zielgruppe in den Arbeitsmarkt weiter zu erschweren und ihr die Chance auf soziale Mobilität zu nehmen.

Angesichts des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften findet es Arbeitsintegration Schweiz zutiefst bedauerlich, dass der Bundesrat mit diesem Sparpaket beschliesst, bei der Weiterbildung und damit bei der Zukunft eines Teils der Bevölkerung zu kürzen.

Das Vernehmlassungsverfahren zu den Sparmassnahmen wird im Januar 2025 beginnen.

 

1Die Abgeltungspflicht für Flüchtlinge beträgt fünf Jahre (Art. 88 Abs. 3 Asylgesetz, AsylG), jene für vorläufig Aufgenommene sieben Jahre (Art. 87 Abs. 3 Ausländer- und Integrationsgesetz, AIG).

Neue Gesichter in der AIS-Geschäftsstelle

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Das Team ist wieder komplett! Wir freuen uns, Sepala Megert als neuen Geschäftsleiter und Lena Affolter als neue Mitarbeiterin im Backoffice zu begrüssen.

Per Anfang September hat Sepala Megert seine Arbeit als Leiter der AIS-Geschäftsstelle aufgenommen. Er bringt praktische Erfahrung mit als Berufsbeistand beim Sozialdienst der Region Murten und als Abteilungsleiter Hauswartsdienste des Vereins Ritec. Sepala Megert ist zweisprachig (Deutsch und Französisch) und bringt einen Master in Sozialarbeit und Sozialpolitik der Universität Freiburg sowie ein berufsbegleitend erworbenes Diplom in Management BPIH mit.

«Mein Ziel ist es, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen, sowohl innerhalb von Arbeitsintegration Schweiz als auch zwischen unseren Mitgliedern, Partnern und Arbeitgebern. Ich werde mich dafür einsetzen, die soziale und berufliche Integration in der Schweiz aktiv zu fördern, indem ich unsere Rolle als wichtiges Bindeglied zwischen den verschiedenen Interessengruppen stärke. Die soziale und berufliche Integration in all ihren Formen und Modellen stellt für mich eine multifunktionale und zugleich multidimensionale Aufgabe dar, die sich positiv auf die gesamte Gesellschaft und auf alle Lebensbereiche der begleiteten Personen auswirkt.»

Lena Affolter ist Mitte August als Backoffice-Mitarbeiterin zu unserem Team gestossen. Als kaufmännische Angestellte und angehende Studentin an der Fachhochschule für Soziale Arbeit begeistert sich Lena für den Sozialbereich und freut sich auf den bevorstehenden Austausch mit unseren Mitgliedern.

Charlotte Miani, Verantwortliche für die Bereiche Migration und Qualität, sowie Elisabeth Alfs-Lapraz, Verantwortliche für die Westschweiz, bleiben ihren Posten treu und freuen sich auf die Zusammenarbeit in diesem neuen Team!

Eine neue Website zur besseren Unterstützung unserer Mitglieder

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Mehr Inhalte, mehr Formatvielfalt und eine einfachere Bedienung – unsere neue Website soll den Bedürfnissen unserer Mitglieder besser gerecht werden. Dank einer vereinfachten Navigation ist der Zugang zu den Inhalten modernisiert und erleichtert worden. Wir haben auch die Zuverlässigkeit und Stabilität der Website verbessert, insbesondere bei der Verwaltung der Anmeldungen zu Veranstaltungen.

Die neue Website soll der Branche eine Stimme geben – Sie werden mehr Artikel und Bilder finden, die die Arbeit unserer Mitglieder und unseres Verbandes vor Ort beleuchten.

Wir laden Sie herzlich ein, diese neue digitale Plattform zu durchstöbern und uns über eventuelle technische Probleme zu informieren.

Willkommen und viel Spass beim erkundigen!

AIS veröffentlicht seinen Jahresbericht 2023!

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AIS veröffentlicht seinen Jahresbericht 2023!

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Ein Jahr jagt das andere. Was haben wir aus 2023 gelernt? Welche Themen standen im Mittelpunkt der AIS-Aktivitäten im Jahr 2023? Welche Bilanz ziehen wir aus diesem Jahr voller Neuerungen? Welche Ergebnisse sind zu verzeichnen? Unsere Präsidentin Irène Kälin und unsere Generalsekretärin Fatoș Bag geben uns im Editorial des Berichts einen Überblick.

Jahresbericht 2023

Das vergangene Jahr war für die Arbeitsintegration geprägt von Entwicklungen, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen für unsere Branche bereithielten. Diese Entwicklungen verdeutlichen einmal mehr, wie eng wir mit den Dynamiken und Trends des Arbeitsmarktes verbunden sind. Die positive wirtschaftliche Lage mit spürbar sinkenden Arbeitslosen- und Sozialhilfezahlen gibt Anlass zur Freude und unterstreicht die Relevanz unserer Arbeit. Trotzdem stehen wir vor der paradoxen Situation, dass unsere Mitglieder mit reduzierten Zuweisungen, finanziellen Kürzungen und infolgedessen mit Programmschliessungen zu kämpfen hatten und teilweise immer noch haben. Ein weiteres bedeutendes Thema, das uns auch im kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird, war und ist der Fachkräftemangel. Im Rahmen einer sehr gut besuchten Fachtagung mit unterschiedlichen Akteur:innen haben wir die Diskussion über den Beitrag unserer Branche zur Minderung des Fachkräftemangels angestossen. Dabei betrachten wir die Nutzung des inländischen Arbeitskräftepotenzials als entscheidende Möglichkeit, diesem Mangel zu begegnen und sehen darin eine grosse Chance für unsere Branche und die stellensuchenden Menschen in der Schweiz.

Dabei ist die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit den finanzierenden Stellen, den Sozialpartnern und der Wirtschaft für unsere Branche von grosser Bedeutung. Als Verband setzen wir uns mit unserem stetig wachsenden Netzwerk für einen konstruktiven Dialog mit allen Akteuren ein und engagieren uns so für optimale Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder und die Menschen, die einen Weg zurück in den Arbeitsmarkt suchen. Vor uns liegen anspruchsvolle Zeiten, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Unsere Branche ist starken konjunkturellen Schwankungen und strukturellen Veränderungen ausgesetzt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir als Verband enger zusammenrücken, unsere Aufgabenverteilung optimieren und Synergien nutzen, um den grösstmöglichen Nutzen für unsere Mitglieder zu erbringen. Nur im gemeinsamen Handeln können wir die bevorstehenden Herausforderungen meistern und die Zukunft der beruflichen und sozialen Integration aktiv gestalten. In diesem Sinne bedanken wir uns herzlich für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement und schauen wir mit Ihnen Hand in Hand in die Zukunft.

Irène Kälin
Präsidentin AIS

Fatoș Bag
Geschäftsleiterin

Im Fokus: Insertion Genève

Artikel Im Fokus

«Im Gespräch mit Insertion Genève»

Der Professionalisierungsprozess, die Auswirkungen der Einführung des Mindestlohns im Kanton oder auch das Treffen mit den Arbeitgeberverbänden – in ihrem Interview erzählt uns Insertion Genève von seinem Werdegang, ihren Ambitionen für die Zukunft und äussert sich zu den regionalen Herausforderungen, die sie beschäftigen.

Wie würden Sie Ihren Verband in wenigen Worten vorstellen?

Insertion Genève ist eine Vereinsstruktur, die von einem fünfköpfigen ehrenamtlichen Vorstand geleitet wird. In seinem Bestreben, den Verein zu professionalisieren, hat Insertion Genève am 1. November 2022 eine Geschäftsstelle geschaffen und Alexandra Ribi zu 40% angestellt, um die Aktivitäten des Verbands zu koordinieren. Zum heutigen Zeitpunkt vereint Insertion Genève 25 Organisationen, die im Bereich der Bildung und der sozioprofessionellen Integration im Kanton Genf tätig sind. Mit der Professionalisierung von Insertion Genève verfolgen wir das Ziel, die Interessenvertretung unserer Mitglieder gegenüber den Behörden zu stärken und mehr Dienstleistungen anzubieten.

Einige Wort zu Ihren Aktivitäten und Aktualitäten?

Die Professionalisierung von Insertion Genève ist unsere derzeitige Priorität. Wir begannen mit einer Phase, in der wir die Kontaktdaten unserer Mitglieder erfassten und aktualisierten. Anschliessend legten wir drei grosse Schritte für die Professionalisierung fest: die Verbesserung der Organisation und der allgemeinen Funktionsweise von Insertion Genève, die Erhöhung unserer Sichtbarkeit und schliesslich die Entwicklung unserer Dienstleistungen.

Wir trafen uns proaktiv mit unseren Mitgliedern, um sie besser kennen zu lernen und ihre Aktivitäten zu entdecken. Gleichzeitig entwickelten wir eine Online-Umfrage, um die Informationen in unserer Mitgliederdatenbank zu ergänzen. Eine umfangreiche Arbeit zur Sammlung und Auswertung der Daten aus den Interviews und der Online-Umfrage steht kurz vor dem Abschluss.

Wir haben auch eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um über die Kriterien für die Mitgliedschaft und die Werte von Insertion Genève nachzudenken. Schliesslich haben wir gerade unsere LinkedIn-Seite eingerichtet, die unsere Sichtbarkeit und die Kommunikation mit unseren Mitgliedern verstärken wird.

Welche Herausforderungen beschäftigen Sie heute?

Die Problematik des Mindestlohns für den Fall von Praktika zur beruflichen Wiedereingliederung hat uns in den letzten Monaten beschäftigt. Seit der Anwendung des Mindestlohns im November 2020 in Genf hat es eine Verschärfung der vom Office cantonal de l’inspection et des relations du travail (Ocirt) ausgehenden Richtlinien gegeben, welche die Anbieter verpflichteten, ihre Praktikant:innen zum Mindestlohn zu entlöhnen.

Da einige soziale Einrichtungen nicht in der Lage waren, diese Praktika finanziell zu tragen, wurden zahlreiche Angebote gestrichen oder sind heute gefährdet, was zu Lasten der Leistungsempfänger geht.

«Insertion Genève hat sich in einer vom Departement für sozialen Zusammenhalt geleiteten Arbeitsgruppe engagiert, um einen Entwurf für ein Referenzsystem mit Kriterien für die Ausnahme vom Mindestlohn für Praktika zur sozio-professionellen Eingliederung zu erstellen.»

Insertion Genève hat sich in einer vom Departement für sozialen Zusammenhalt geleiteten Arbeitsgruppe engagiert, um einen Entwurf für ein Referenzsystem mit Kriterien für die Ausnahme vom Mindestlohn für Praktika zur sozio-professionellen Eingliederung zu erstellen.

Im Oktober 2023 beschloss der Genfer Staatsrat, seine Verordnung anzupassen. Praktika zur sozialen und beruflichen Eingliederung können künftig nach genau festgelegten Kriterien vom Mindestlohn ausgenommen werden.

Welche Herausforderungen beschäftigen Sie heute?

Insertion Genève hat Erwartungen an die Einführung einer kantonalen Eingliederungsstrategie, die gemeinsam vom Hospice général und dem OAIS ausgearbeitet wird. Insertion Genève möchte:

  • sich als Querschnittsakteur positionieren, der im Namen seiner Mitglieder handelt, um die Stärken und Ressourcen des Sektors der Arbeitsintegration in Genf aufzuzeigen;
  • als Bindeglied zwischen den Mitgliedern aller Grössen und den Institutionen (OAIS, HG bislang) fungieren;
  • dazu beitragen, dass der Sektor der Arbeitsintegration durch einen Dachverband als eigenständiger Berufssektor anerkannt wird;
  • Mandate und Aufgaben für die OAIS und das Hospice Général erfüllen und eine eminent unterstützende Rolle wahrnehmen, die zur Aufwertung der Arbeit aller ihrer Mitglieder beiträgt.

Es geht auch darum, proaktive Treffen mit den Dachverbänden der Arbeitgebenden zu führen, und zwar mit dem Ziel, den Bedarf und die Möglichkeiten in Bezug auf Zusammenarbeit, Vermittlung und kontinuierliche Verbesserung zu ermitteln. Für Insertion Genève ist es in der Tat von entscheidender Bedeutung, ihren Platz in einer reichhaltigen Wirtschaftslandschaft einzunehmen, um zur öffentlichen Debatte beizutragen und Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen, die seine Mitglieder betreffen.

Ebenfalls in dieser Idee der Begegnungen mit den Dachverbänden des Kantons Genf planen wir insbesondere, unseren Austausch mit CAPAS (Collectif d’associations pour l’action sociale) fortzusetzen, um Leistungen zu gewährleisten, die den Bedürfnissen unserer Mitglieder so nahe wie möglich kommen. Da wir ein gemeinsames Zielpublikum haben, möchten wir ein solidarisches und kollaboratives Auftreten zwischen den Dachverbänden fördern.

Im Fokus: CRIEC

Artikel Im Fokus

«In der Schweiz leben wir Seite an Seite, ohne ausreichend miteinander zu sprechen»

Morgane Kuehni und Yves Ecoeur bilden die Co-Leitung der Commission romande d’insertion par l’économique (CRIEC). Sie berichten über den ungewöhnlichen Werdegang dieses Gremiums, die Herausforderungen der arbeitsmarktnahen Eingliederungsmassnahmen sowie über die Zukunftsperspektiven.

Können Sie sich in wenigen Worten vorstellen und etwas über Ihren Bezug zu den arbeitsmarktnahen Eingliederungsmassnahmen erzählen?

Yves Ecoeur: Seit über 25 Jahren bin ich im Bereich der sozialen und beruflichen Integration beim Schweizerischen Arbeiterhilfswerk (SAH) tätig, wo ich Ausbildungsprogramme, Coachingangebote und Massnahmen zur arbeitsmarktnahen Eingliederung entwickelt habe. Anfang der 2000er Jahre war ich Vizepräsident von Arbeitsintegration Schweiz, nachdem ich die Akteure der sozialen und beruflichen Integration im Wallis zu einem Verband zusammengeführt hatte. Heute bin ich Direktor des SAH Waadt, wo wir jährlich insgesamt 2’500 Teilnehmende begleiten und spezifischere Programme zur arbeitsmarktnahen Eingliederung anbieten. Viele davon haben einen starken Bezug zum ökologischen Wandel.

Morgane Kuehni: Ich bin Arbeitssoziologin und seit zehn Jahren Professorin an der Hochschule für Soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne (HETSL-HES-SO). Ich engagiere mich auch als Mitglied des Kompetenznetzwerks MaTISS (Marché du travail, insertion et sécurité sociale). Meine Forschungs- und Lehrschwerpunkte befassen sich mit der Politik der Aktivierung, die im Rahmen der sozialen Sicherung in der Schweiz entwickelt wurde, insbesondere in den Bereichen Arbeitslosenversicherung, Invalidenversicherung und Sozialhilfe. Die arbeitsmarktnahe Eingliederung stellt nur einen Teil der heute entwickelten Eingliederungsmassnahmen dar. Diese ist jedoch aufgrund ihrer Nähe zum oder Überschneidungen mit dem Arbeitsmarkt besonders interessant für eine Analyse.

Was ist die Geschichte hinter der Gründung der CRIEC? Warum wurde sie ins Leben gerufen?

Yves Ecoeur: Alles begann mit der Erkenntnis, dass es wichtig ist, Eingliederungsprogramme zu entwickeln, die einen starken Bezug zu den realen Arbeitsbedingungen aufweisen. Durch Praktika in Privatunternehmen oder auch durch den Aufbau von Sozialunternehmen werden die Teilnehmenden in realitätsnahe Arbeitssituationen gebracht und erwerben berufliche Kompetenzen.

Ende der Neunzigerjahre haben verschiedene Akteure aus der Romandie gemeinsam über die Thematik der arbeitsmarktnahen Eingliederung nachgedacht. Wir gingen zu den frankophonen Treffen der Sozialwirtschaft, einmal in Belgien und einmal in Montreal. Die Notwendigkeit, sich zu organisieren, wurde dann deutlich. In diesem Zusammenhang wurde der Conseil romand d’insertion par l’économique, der Vorläufer der CRIEC, ins Leben gerufen. Im gleichen Zeitraum hatten wir vom SAH 1999 in Freiburg die erste nationale Fachtagung der Eingliederungsunternehmen organisiert. Erst vor kurzem hat CRIEC einen weiteren Schritt getan und sich Arbeitsintegration Schweiz angeschlossen, um die Zusammenarbeit über eine formelle Kommission innerhalb des Dachverbands zu institutionalisieren Dieser Zusammenschluss führt zu wertvollen Synergien.

«Auf der einen Seite profitiert Arbeitsintegration Schweiz von Fachwissen aus erster Hand über die arbeitsmarktnahe Eingliederung; auf der anderen Seite gewinnt CRIEC an Sichtbarkeit und Legitimität.»

Welche Hauptziele verfolgt die Fachkommission ganz allgemein?

Morgane Kuehni: Die CRIEC ist in erster Linie ein Ort der Diskussion und Begegnung, der den Fachaustausch zwischen Fachpersonen aus der Westschweiz fördern soll. Um diese Aufgabe zu erfüllen, haben wir uns zum Ziel gesetzt, thematische Treffen zu organisieren, die sich mit der arbeitsmarktnahen Eingliederung befassen. Zweitens will CRIEC die verschiedenen Interessengruppen, darunter politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, für bestimmte aktuelle Herausforderungen im Bereich der arbeitsmarktnahen Eingliederung sensibilisieren. Ziel ist es, die Anliegen des “Terrains” zu dokumentieren und über die Herausforderungen zu informieren mit denen die Fachkräfte oder die teilnehmenden Personen konfrontiert sind. Schliesslich möchten wir den Austausch auf nationaler und internationaler Ebene dynamisieren, indem wir die Interaktionen innerhalb der Gemeinschaft und mit den professionellen und akademischen Netzwerken, die in diesem Bereich aktiv sind, verstärken.

Welches sind derzeit die grossen Herausforderungen für die arbeitsmarktnahe Eingliederung?

Morgane Kuehni: Das ist eine grosse Frage! Es ist nicht einfach, sie kurz und bündig zu beantworten, denn sie hängt vom Standpunkt ab, von dem aus man sie betrachtet. Zunächst einmal gibt es auf politischer Ebene keinen wirklichen Konsens: Was soll mit der arbeitsmarktnahen Eingliederung erreicht werden? Eine Rückkehr in den regulären Arbeitsmarkt oder in einen subventionierten Arbeitsplatz, der es ermöglicht, unter anderen Bedingungen als denen des Marktes zu arbeiten? In der Schweiz existieren heute mehrere Modelle nebeneinander.

Wenn man die Perspektive der Organisatoren und Organisatorinnen von Massnahmen einnimmt, sind die Herausforderungen der Finanzierung besonders hervorzuheben. Sozialunternehmen basieren auf einem gemischten Geschäftsmodell mit einer Finanzierung, die vom Markt und von staatlichen Subventionen kommt. Die Bedingungen für die finanzielle Unterstützung variieren je nach Kanton, den betroffenen Zielgruppen (Sozialhilfe, Arbeitslosigkeit, Invalidenversicherung) oder auch der wirtschaftlichen Situation, z. B. der Arbeitslosenquote. Hinzu kommen weitere organisatorische Herausforderungen, insbesondere der Wettbewerb zwischen den Organisatoren und Organisatorinnen von Massnahmen, das wirtschaftliche Konkurrenzverbot oder auch das Profil der betreuten Zielgruppen und die Art des vom Staat erteilten Mandats.

Für die Fachkräfte im Bereich der Eingliederung sind die Herausforderungen noch anders gelagert, da sie zwei Ziele verfolgen. Einerseits geht es darum, Güter und Dienstleistungen zu produzieren, die auf dem Markt verkauft werden müssen, und andererseits darum, die “Arbeitsmarktfähigkeit” von Personen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, zu begleiten und/oder zu stärken. Diese Menschen befinden sich mitunter in sehr komplexen Situationen, einige haben viele Erwartungen und andere viele Ängste. Für die Fachpersonen∙der Eingliederung ist der Mangel an Ressourcen und insbesondere der Zeitmangel eine entscheidende Herausforderung. Tatsächlich sind die Massnahmen häufig zeitlich begrenzt (3, 6 oder 12 Monate) und werden in einigen Fällen bewertet, z. B. auf der Grundlage einer Wiedereingliederungsquote.

«Es ist eine echte Jonglierarbeit, die in diesem Zeitraum in Gang gesetzt wird, zwischen den Aufgaben der Begleitung, der Ausbildung, der Akquise von Arbeitsplätzen oder auch dem Verfassen von Berichten für die Mandatsträger.»

Für die Leistungsempfänger stehen noch einmal andere Herausforderungen im Vordergrund. Sie arbeiten unter Bedingungen, die sich meist von denen des Marktes unterscheiden, was Arbeitsverträge, Bezahlung, Karriereaussichten und im weiteren Sinne die Anerkennung ihres Engagements betrifft. Die Statusfragen sind meist wichtig: Bin ich wirklich ein/e Arbeitnehmer/in wie ein/e∙andere/r, wenn meine Arbeitsbedingungen so unterschiedlich sind? Die Antwort ist nicht einfach und die Erfahrungen sind je nach Situation sehr unterschiedlich. Auf der negativen Seite steht das Gefühl der Ausbeutung und die Gefahr der Stigmatisierung, auf der positiven Seite das Gefühl der Nützlichkeit und Zugehörigkeit, der Tagesstruktur, des Lernens usw.

Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung dieser Fachkommission?

Yves Ecoeur: Zum einen möchte ich den Kreis der CRIEC erweitern und diversifizieren, indem wir andere Westschweizer Akteure und Akteurinnen der arbeitsmarktnahen Eingliederung einbeziehen. Einige Westschweizer Kantone sind noch nicht in der Kommission vertreten. Andererseits bin ich der Meinung, dass ein Dialog mit anderen gleichartigen Organisationen in der Deutschschweiz aufgenommen werden sollte. Wie in vielen Bereichen in der Schweiz leben wir nebeneinander, aber ohne ausreichenden Dialog. In dieser Hinsicht leistet Arbeitsintegration Schweiz eine sehr gute Arbeit, um den Austausch zwischen den Akteuren und Akteurinnen der Eingliederung zu fördern.

«Die CRIEC muss eine Vorreiterrolle spielen, um die Anliegen der arbeitsmarktnahen Eingliederung aus dem Feld nach oben zu bringen.»

Ich wünsche mir, dass wir durch Arbeitsintegration Schweiz die legitime Stimme der arbeitsmarktnahen Eingliederung gegenüber den Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen auf der Ebene der Verwaltung und der Politik verkörpern. Schliesslich muss ein Dialog mit den Hochschulen entwickelt werden, um die aktuellen Praktiken zu evaluieren und die Akteure anzuregen, unter Berücksichtigung der globalen Grenzen neue Instrumente der arbeitsmarktnahen Eingliederung zu schaffen.

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Die Anzahl der Mitglieder von Arbeitsintegration Schweiz, die Güter oder Dienstleistungen anbieten, die ein wirtschaftliches Einkommen generieren.

Die Commission romande d’insertion par l’économique (CRIEC)

Die CRIEC vertritt und vereint die Westschweizer Organisationen, die in Programmen zur arbeitsmarktnahen Eingliederung tätig sind. Ihr Ziel ist es, einen Raum für den Austausch von Best Practices und innovativen Projekten zu schaffen. Durch die Organisation von Fachtagungen und Austauschtreffen, welche die Fachleute der wirtschaftlichen Eingliederung zusammenbringen, fördert die Fachkommission deren Professionalisierung und ermutigt zur Innovation. Diese Austauschplattform bringt Anliegen an die Öffentlichkeit und stärkt den Wissenstransfer zwischen den Akteurinnen und Akteuren vor Ort. Sie berät Arbeitsintegration Schweiz zu Themen im Zusammenhang mit der arbeitsmarktnahen Eingliederung und entwickelt Kooperationen mit akademischen Kreisen, um die Forschung in diesem Bereich zu stimulieren. Schliesslich ermöglicht sie die Vertretung ihrer Interessen gegenüber den Akteur:innen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Bisher gibt es in der Deutschschweiz keine Fachkommission für die arbeitsmarktnahe Eingliederung. Organisationen, die daran interessiert sind, ein solches Projekt zu lancieren, werden gebeten, sich mit Arbeitsintegration Schweiz in Verbindung zu setzen.